Yoga, meditation und mindfulness mit yogalehrerin Jolien Baeten

Jolien BaetenÜber Jolien Baeten:

•    Yogalehrerin: Yin Yoga & Yin-Therapie

•    Leidenschaften: gesunder Lebensstil, Ernährung, „Mind & Soul"

•    Orthomolekulartherapeutin

•    Sport: Laufen und Klettern

Interview mit Jolien Baeten über die Kraft von Yoga, Meditation und bewusstem Leben

Yoga en mindfullnessWoher stammt Ihre Leidenschaft für „Yin-Yoga?

Es gibt viele verschiedene Formen von Yoga, von sehr aktiv bis zu eher ruhig. Ich unterrichte Yin-Yoga, weil viele von uns immer im „Yang" leben. Das steht für Aktion, Stress und konstantes Nachdenken. Wir können uns schwer bewusst ausruhen. 

Yin-Yoga wirkt speziell auf den Parasympathikus. Weil man zwischen 2 und 6 Minuten in einer Position bleibt, ist man zum Stillsein verpflichtet. Ich begleite meine KursteilnehmerInnen durch die Übungen, damit sie aufmerksam und bei ihrem Körper bleiben. 

Ein weiterer Vorteil der Dauer der Positionen ist, dass sich Ihre Muskeln nach 2 Minuten automatisch entspannen. Dadurch unterstützen Sie nicht nur Ihre Muskeln, sondern auch Ihre Faszien (Bindegewebe). Das hält viel Energie fest und kann für Beschwerden sorgen. Yin-Yoga macht die Faszien beweglicher. Und wenn Ihr Körper flexibel bleibt, hilft das, beim Älterwerden mental vitaler zu bleiben. 

Yin-Yoga ist eine Form der Meditation. Es funktioniert gut, wenn Sie nicht „einfach" stillsitzen und meditieren können. Sie sind mit Ihrem Körper beschäftigt, dabei aber sehr mindful.

Die 3 Basissäulen von Yin-Yoga: :

  • Ihr „Edge" finden: dort, wo Sie die Pose fühlen, Sie aber keine Schmerzen haben. 
  • Stille finden und still in der Pose bleiben.
  • Die Schwerkraft und Zeit wirken lassen. Nach einigen Minuten sinken Sie tiefer in die Pose. 

Parasympatisch zenuwstelselDas sympathische und das parasympathische Nervensystem

  • Das sympathische Nervensystem hält Sie aufmerksam und aktiv
  • Das parasympathische Nervensystem bringt Sie zur Ruhe

Idealerweise sind Sympathikus und Parasympathikus im Gleichgewicht. Tagsüber ist der Sympathikus etwas vorherrschend, in Ruhezeiten und abends übernimmt dann der Parasympathikus. Jede Form von chronischem Stress hat schlussendlich einen störenden Einfluss, weil der Sympathikus dann überaktiv wird. Ihr Herzschlag steigt und Ihre Atmung wird schneller, aber Ihre Verdauung bekommt zu wenig Energie. In Ihrem Gehirn stehen weniger entspannende Hormone wie Serotonin zur Verfügung, was beunruhigende und negative Gefühle verstärkt. 


Wie beginnt man mit Meditation?

Sie können ein Mantra verwenden, das Sie aussprechen und wiederholen. Ein Beispiel dafür ist „Sat nam". Wenn Sie einatmen sagen Sie „Sat", wenn Sie ausatmen, sagen Sie „Nam".

Sie können Ihrem Atem von Ihrem Bauch nach oben und wieder nach unten folgen. Halten Sie Ihren Fokus darauf.

Es gibt auch Meditations-Apps wie Headspace und Petit BamBou.

Was machen Sie selbst, wenn Sie Stress haben?

Ademen bij stressWenn ich Stress habe, merke ich, dass meine Atmung kürzer ist. Es kann helfen, bewusst sehr tief ein- und auszuatmen. Lassen Sie beim Ausatmen alle Spannungen los. Viele Menschen atmen zwar tief ein, vergessen aber, auch gut auszuatmen.

Kann Musik beim Meditieren helfen?

Musik wirkt entspannend. „Binaural beats" können Ihnen beim Meditieren helfen. Diese finden Sie auf Spotify oder YouTube, wenn Sie nach „Binaural Beats" suchen. Schalten Sie die Musik ein, schließen Sie Ihre Augen und konzentrieren Sie sich auf Ihre Atmung. 

Merken Sie doch, dass Ihre Gedanken abweichen? Bringen Sie diese zurück zu Ihrem Körper. Sehen Sie Ihre Gedanken als Wolken, die vorbeiziehen und dann wieder verschwinden.

Wie kann man „mindful" leben?

Setzen Sie sich nicht unter Druck und bleiben Sie bei sich selbst. Nichts muss, alles wird gut, in Ihrem eigenen Tempo. Drücken Sie rechtzeitig die Bremse. Dann sind Sie viel produktiver, als wenn Sie weitermachen und ein Burn-out bekommen. 

Ich sage oft am Ende meiner Stunde: „Seien Sie sich selbst dankbar dafür, dass Sie sich eine Stunde Zeit genommen haben, um für sich selbst zu sorgen und Ruhe zu finden." Es ist so wichtig, sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Bei Yin-Yoga liegt man größtenteils still, aber doch arbeitet man an seinem geistigen Wohl. Auch physisch: Sie werden merken, dass Sie besser schlafen und dass Ihr Körper beweglicher wird. 

Für Ihr mentales Wohl ist es wichtig, sehr bewusst zu leben. Versuchen Sie, Ihren Körper möglichst gut zu begreifen und nachzudenken, warum sie etwas fühlen oder etwas tun. Wenn Sie bewusst leben, werden Sie früher Signale von Ihrem Körper bekommen und begreifen, dass etwas nicht stimmt. Sie werden dann schneller auf die Bremse treten. 

Also Sie raten, manchmal einfach ... nichts zu tun?

Erlauben Sie sich selbst in der Tat einmal, nichts zu tun. Dann werden Sie mit sich selbst und Ihren Traumas konfrontiert. Und das ist gut, denn anders schieben Sie dies immer intensiver vor sich her. Aber einmal kommen diese unangenehmen Gefühle doch nach oben und dann prallen Sie gegen eine Wand. Sie lernen sich selbst kennen, indem Sie Zeit mit sich selbst verbringen. 

Welches war der Moment, in dem Sie beschlossen haben, bewusster zu leben?

Mir hat vor allem Philosoph Eckhart Tolle die Augen geöffnet, mit seinem Buch „Jetzt! Die Kraft der Gegenwart“. Das Prinzip ist einfach: Von Grübeln über die Vergangenheit und über die Zukunft wird man nicht glücklich. Sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft kann man nicht ändern, also muss man JETZT leben.

Welche Erkenntnisse helfen Ihnen, um bewusster zu leben?

Bewusstes Leben bedeutet, die Kontrolle loszulassenWir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass wir alles unter Kontrolle haben. Und man kann am besten darauf vertrauen, dass positive Dinge passieren werden.

Je mehr man die Kontrolle loslässt, desto ruhiger Sie sind. Sie haben keine Kontrolle über die Zukunft, also werden Sie nicht glücklicher, wenn Sie sich darauf konzentrieren. 

Haben Sie Vertrauen, dass alles, was Sie brauchen, Ihren Weg kreuzen wird. Wenn Sie von diesem Gedanken ausgehen, werden Sie weniger nervös und ruhiger sein. Nach dem Regen kommt die Sonne, und man bleibt niemals in einem Tal. Also können Sie dieses Tal loslassen und bewusst anerkennen, wissend dass es vorbeigeht. Lassen Sie diesen Sturm kurz wüten und vorbeiziehen. 

Je bewusster Sie leben, desto mehr Sie verstehen, warum sie fühlen, was Sie fühlen und warum Sie schlecht schlafen. Und wenn Sie wissen, warum, können Sie die Ursache in Angriff nehmen. Viele Menschen stellen sich viel zu wenig die Frage „Warum". Akzeptieren Sie nicht so einfach, dass Sie sich schlecht fühlen, sondern machen Sie sich auf die Suche nach dem Warum. 

 

TIPP: Die Website von Bernie Clark, dem Grundleger von Yin-Yoga. Dort finden Sie viele Informationen darüber, was Yin-Yoga bedeutet und auch vielsagende Worte: “to really understand Yin Yoga, or any form of yoga, one must experience it. Reading about yoga is like reading a menu when you are hungry: interesting, maybe even mouth watering, but until you actually partake of what you are seeing, your need will not be quenched.” https://yinyoga.com/ 

Welche Sportarten, Aktivitäten oder Tipps helfen Ihnen, mindful zu leben?

  1. Sportklettern hilft entspannenKlettern ist ein Sport, der sehr mindful wirkt. Sie sind so damit beschäftigt, nicht zu fallen und Ihre Route zu planen, dass Sie an nichts anderes denken.
  2. Auch eine kreative Beschäftigung ist hilfreich. So habe ich einige Zeit meinen eigenen Schmuck angefertigt.
  3. Fahren sie einmal alleine auf Urlaub. Die Konfrontation mit sich selbst anzugehen, ist sehr lehrreich. Auch aus Stille können Sie lernen.
  4. Verbringen Sie genug Zeit in der Natur. Ich finde es zum Beispiel angenehm, mit meinen Füßen im Gras zu „erden". Das verleiht viel Energie. Ich habe mich noch nie so gut gefühlt, als damals, als ich einen Monat in den Malediven mit meinen bloßen Füßen im Sand herumgelaufen bin. Und ja, ich umarme manchmal sogar einen Baum! Auch Wasser spendet mir Ruhe. Alleine schon durchs Ansehen, aber auch bei einer Bootsfahrt. 
  5. Verbringen Sie Zeit mit Menschen, die Energie geben und nicht rauben. Es ist wichtig, dass Sie eine Wechselwirkung von Energie in Ihrer Freundesgruppe und Familie haben. Sie müssen sich nicht schlecht fühlen, wenn Sie jemanden „abweisen". Sie ziehen die Menschen an, die Sie in diesem Moment bereichern und wachsen lassen. .
  6. Machen Sie ab und zu ein „Social Media-Detox". Nehmen Sie Abstand von Ihrem sozialen Medien und spiegeln Sie sich nicht an allen, die dort das perfekte Leben führen. Vergleichen Sie sich nicht mit anderen, sondern schauen Sie nur auf sich. Haben Sie sich im letzten Jahr als Person weiterentwickelt? Vielleicht ist die Antwort Ja.